Wenn man sich mit Sound beschäftigt, befasst man sich zwangsläufig auch mit Soundvorstellungen und Geschmack.
Was für den Einen der vollkommene Soundgenuss ist, hebt den anderen Konzertbesucher unter Umständen gar nicht an. Wenn dann noch die Musikerpolizei bei einem Konzert im Haus ist und mit verschränkten Armen, unbeteiligten Minen, mit dem linken Fuß an der Rückwand des Saals abgestützt, einfach nur herumlümmelt und ihre Kommentare absondert, wird das Dilemma oft noch größer.
Klar spielen beim Mischen auch der eigene Geschmack und die eigenen
Soundvorstellungen ne Rolle und beeinflussen das Ergebnis der ganzen Schrauberei am Pult. Allerdings muss man sich am FOH auch im rechten Moment zurücknehmen können, wenn man als Freelancer heute ne Folk- und morgen Metall-Band unter den Reglern hat.
Schließlich geht es bei unserem Job in erster Linie darum die Bands und Interpreten bei der klanglichen Umsetzung ihrer musikalischen Absichten optimal zu unterstützen und nicht etwa einer Band die eigenen Soundvorstellungen aufzudrücken.
Nach meiner Meinung sind es 3 Dinge die man am FOH berücksichtigen muss:
Gut beraten ist, wer als Tontechniker einen möglichst weitgefassten Musikgeschmack hat und offen für die verschiedensten Musikstile ist.
Eine aktive Vorbereitung auf den bevorstehenden Gig macht sich immer gut und ist eigentlich auch irgendwie elementare Voraussetzung, wenn man an den Reglern gut sein will.
Das nach meiner Meinung Wichtigste aber ist – dass man nur das macht, womit man sich selbst identifizieren kann und eine Anfrage lieber mal links liegen lässt, wenn’s musikalisch so gar nicht passt.
Aber zurück zum Eigentlichen – zur Übertragung des Sounds, der von der Bühne geboten wird.
Blech klingt z.B. am Rand meist heller, in der Mitte eher glockig und tief. Bei Lautsprechern ist es genau andersrum, denn die klingen am Rand eher weicher und tiefer als in der Mitte, wo die Kalotte die Obertöne produziert.
Und in ein paar Meter Abstand klingt das alles erst richtig zusammen. Blöd nur, dass die Leute stehen werden, wir da keine Mikrofone aufstellen können und außerden dafür sorgen müssen, dass auch die hinteren Reihen der Halle ordentlich was geboten bekommen.
Also hören wir uns erstmal an, was da aus den Instrumenten und verstärkern kommt und achen uns einen Plan, wie wir den bei der Vorbereitung auf das Konzert gehörten Sound in die Halle und an die Ohren des Publikums bringen.
Je besser der Quellsound ist, desto weniger Arbeit haben wir anschließend am Mischpult.
Das ist klar.
Die Ausrichtung des Mikrofons spielt hier eine durchaus vorentscheidende Rolle. Wer hier die notwendige Sorgfalt walten lässt, spart später Zeit am Mischer.
Also probiere ruhig verschiedene Mikrofone, Richtcharakteristiken und Positionen aus. Hier ist buchstäblich jede Richtung erlaubt, um ans Ziel zu kommen.
Lass dich auf keinen Fall von irgendwelchen, abgeklebten Mikrofonpositionen an Gitarrencombos oder –boxen irritieren, die Dir vom Gitarristen mit Bemerkungen wie - „Das ist die optimale Position für dein Mikro. Das haben wir im Studio rausgefunden ….“ - schmackhaft gemacht werden.
Blödsinn
denn wir sind hier nicht im Studio, sondern ON STAGE und das wenn wir Pech haben in einem Club, der sich allein wegen seiner nackten, schwarz gestrichenen Betonwände und der nicht funktionierenden Heizung eigentlich als perfekte Kartoffellagerhalle empfiehlt und eben nicht im klangoptimierten Aufnahmeraum eines Studios.
Comments